Die Pfarr- und Wallfahrtskirche zur "Mutter der Barmherzigkeit" ist eine alte Wehrkirche. Es kann angenommen werden, dass schon die Herren von Amizinesbach, welche ausstarben, eine Kirche errichtet haben und einen Priester nach Anzbach holten. Sichere Kunde gibt es von einem Pfarrer aus dem Jahre 1311.
Die Kirche ist ein dreischiffiger vierjöchiger Staffelbau aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, mit Stein- und Rippengewölben. Das Nord- und Südportal sind spätgotisch und weisen die Jahreszahlen 1468 und 1491 auf, außerdem die gotische Inschrift über dem nördlichen, außen "MATER MISERICORDIE 1471", Mutter der Barmherzigkeit.
An der südwestlichen Außenecke, neben dem Turm, sehen wir noch die Giebelmauer der Kirche mit einem langen Hauptschiff aus dem 14. Jhdt. 1529 wurde die Kirche von Türken total zerstört und erst 100 Jahre später, 1629 durch die Besitzerin von Neulengbach, Freiin von Khuen, wieder hergestellt und gleichzeitig der Turm (Höhe 50m) als Befestigungsanlage eingerichtet.
1683 warfen die Türken eine brennende Fackel in die hölzerne Kanzel, doch diese erlosch und es entstand kein Feuer. Nach der Pestzeit 1683, die eine der schlimmsten Folgen der Türkeneinfälle war, wurde das Gebiet fast ausgerottet. In dieser Zeit entstanden die jährlichen Wallfahrten der Orte Ollern und Langenrohr, die noch heute eingehalten werden. Die Pest-Exvoto-Bildnisse, die Marmortafeln und zwei Wachskerzen bestätigen dies.
Am Feste Maria Geburt 1669 hielt der kaiserliche Hofprediger ABRAHAM A SANTA CLARA in der Pfarr- und Wallfahrtskirche die berühmt gewordene Predigt "Der glückliche Fischzug aus Anzbach". Neue Ansiedler nach der Türken- und Pestzeit kamen aus Oberösterreich, Bayern, Salzburg und der Pfalz und bevölkerten das Gebiet wieder.
Der barocke Hochaltar wurde 1771 errichtet. Mittelpunkt ist die fast lebensgroße Gnadenstatue. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jhdt. und ist aus Holz gearbeitet. Seltsamerweise hat sie alle Kriegswirren und die Zerstörung der Kirche 1529 überdauert.
Auf dem Hochaltar befinden sich noch 4 Holzplastiken. Links: der hl. Erzengel Michael und der hl. Josef. Rechts: der hl. Erzengel Raphael und der hl. Joachim.
Im Presbyterium sind an den Wänden Kunstschätze angebracht. Links: der hl. Leopold (gotisch), am Presbyteriumpfeiler innen der Reliquienschrein mit der erloschenen Türkenfackel und außen der hl. Antonius. Rechts innen, Reliquienschrein mit unbekannten Reliquien und außen der hl. Josef.
Die Seitenaltäre wurden 1785 aus anderen Kirchen übertragen. Der rechte Kreuzaltar zeigt ein geschnitztes Kruzifix mit dem Gekreuzigten, zur Seite seine Mutter Maria und seinen Lieblingsjünger Johannes. Der linke Seitenaltar zeigt in der Mitte den hl. Sebastian, rechts von ihm den hl. Rochus und links den hl. Florian.
1790 wurde vom Tischler Franz Kraft eine neue Kanzel samt Stiege angefertigt. Die Orgel wurde 1990-91 neu errichtet -das neugotische Prospekt blieb erhalten.. Der Turm beherbergt 5 Glocken - 4 davon wurden 1945 geweiht, die Vorgänger mussten für Kriegszwecke im 2. Weltkrieg abgeliefert werden und nur die Neunerin blieb wegen ihres schönen Klanges in den beiden Weltkriegen verschont.
In den Jahren 1977-1982 wurde der Innenraum der Kirche, sämtliche Figuren, sowie die Kanzel und auch die Martinikapelle restauriert. Im Jahr 2009 fand eine neuerliche Restaurierung des Innenraums der Kirche statt. Dabei wurden neben einer Vergrößerung der Orgelempore, auch die Bänke im Hauptschiff aus ca. 1630 generalsaniert bzw. die Bänke in den Seitenschiffen neu angefertigt.
Die Martinikapelle befindet sich rechts vom Eingang in den ehemaligen Friedhof, der rund um die Kirche angelegt war. Diese Kapelle ist ein gotischer Bau aus der Zeit um 1400 und hat an der der Kirche zugewandten Seite einen sehenswerten gotischen Erker. Im Karner der Kapelle sind die Gebeine aus dem aufgelassenen Friedhof aufbewahrt. Südlich der Kirche befindet sich eine Gedenkstätte für die Gefallenen beider Weltkriege, die auf dem Boden einer vormaligen Gruftkapelle errichtet wurde.
Bei einem Festgottesdienst am 25.10.2015 wurde der neue Volksaltar im neugestaltete Altarraum geweiht und der neue Ambo gesegnet.
Die Weihe des neuen Altares nahm der St. Pöltner Diözesanbischof DDr. Klaus Küng vor. In seiner Predigt verglich er den Ritus der Altarweihe mit der Taufe, die Symbole des Wassers und die Salbung mit Chrisam-Öl standen im Mittelpunkt einer beeindruckenden Feier, die man nur selten erlebt. Musikalisch umrahmt von unserem Kirchenchor unter der Leitung von Mag. Erich Schwab.
Bei der Zeremonie wurden drei Reliquien in einen Stein vor dem Altar eingeschlossen: Hl. Hippolyt, Hl. Therese von Lisieux, Hl. Papst Pius d. X
Der Altar wurde von Claudia Marton aus Hainfeld in Glas gestaltet, nach einem Psalm aus der Bibel "Alle meine Quellen entspringen in dir, mein Gott". Die Glasermeisterin war gekommen ihr gelungenens Werk zu sehen. "Ich arbeite schon 30 Jahre für die Kirche, aber es ist der erste Altar, den ich gestaltet habe. Als ich das erste Mal in der Kirche war und den Bibeltext gehört habe, hatte ich gleich eine Idee im Kopf. Das Bild am Altar zeigt die Quelle des Lebens genährt durch das Wasser und das Weizenkorn."
Beim Ambo, habe ich die vier Evangelisten mit ihren Symbolen verarbeitet. Matthäus, sein Symbol der Mensch, für Markus ist das Symbol der (geflügelte) Löwe. Beim Evangelist Lukas ist es der Stier. Beim Evangelist Johannes ist es der Adler."
Diözesanbischof Klaus Küng ist voll des Lobes über den gelungenen Altar und Ambo und gratuliert der Landesinnungsmeisterin der Glaser. Am Schluss der Feier dankt Pfarrer Wilhelm Schuh allen Mitwirkenden der Feier. "Mit der Weihe des neuen Altars und Ambo ist der zweite Teil der Kirchenrenovierung abgeschlossen. Dazu hatte der Herr Diözesanbischof Küng bei der Visitation den Anstoß gegeben. Die geistigen Väter des Altares sind, der leider schon verstorbene Karl Krauskopf und Bernhard Wurst. Sie haben Claudia Marton zuerst über das Internet, dann persönlich kennengelernt und dann in Hainfeld besucht. Bernhard Wurst hatte die Bauleitung und Zeitplanung übergehabt. Er war die meiste Zeit in der Kirche und hat erst mit dem letzten Arbeiter die Kirche zugesperrt. Dafür ein herzliches Dankeschön." Zur Erinnerung an die Altarweihe gab es ein Lesezeichen mit dem Bibelspruch. Es war eine würdige Feier, die man selten erlebt.
Öffnungszeiten: Die Kirche ist normalerweise unter Tags geöffnet.
Gottesdienstzeiten: siehe bei der Gottesdienstordnung
Sollten Sie eine persönliche Kirchenführung wünschen oder eine Wallfahrt planen, wenden Sie sich bitte an das Pfarramt Maria Anzbach, Hrn. Pfarrer Dechant Mag. Wilhelm Schuh unter der Telefonnummer 02772/52496.